Wohnungsbau in Bremen bis 2020

Leitbild für Bremen

Unter dem Slogan „Komm mit nach morgen“ wird in Bremen ein neues Leitbild zur Stadtentwicklung erarbeitet. In diesem Zusammenhang aktualisiert das Bauressort das gesamtstädtische Wohnungsbaukonzept. Der Senat beauftragte das GEWOS-Institut mit der Erarbeitung einer Wohnbaukomponente für den laufenden Leitbildprozess. Aufgabe von GEWOS war die Ermittlung der künftigen Nachfrage bzw. der Anforderungen an Wohnraum, die Bestimmung zukunftsfähiger Neubaustandorte und eine Bewertung der potenziellen Wohnbauflächen. Im Mai 2009 legte GEWOS seinen Endbericht vor.

Grundlage der Studie waren eine Aktualisierung der Wohnungsmarkt- und Bevölkerungsprognose für Bremen und Bremen-Nord sowie eine repräsentative Befragung von 30.000 Bremer Haushalten zur Ermittlung von Nachfragetrends am Wohnungsmarkt. Darüber hinaus wurde das Wohnbaupotential auf der Basis umfangreichen Datenmaterials ausgewertet. Insgesamt stehen in Bremen rund 200 größere so genannte Projektflächen und rund 2.900 Baulücken für Neubauvorhaben zur Verfügung.

Bevölkerungs- und Wohnungsmarktprognose bis 2020

Für Bremen-Stadt (ohne Bremen-Nord) rechnet GEWOS bis 2020 mit einem leichten Zuwachs der Bevölkerung (ca. 1 %) und der (insbesondere kleinen) Haushalte. Aktuell gibt es in Bremen etwa 50% 1- und 28% 2-Personenhaushalte. Nur in 22% der Haushalte leben 3 Personen und mehr. Spätestens 2017 ist der Anstieg gestoppt. Dem steht ein Rückgang der verfügbaren Wohnungen infolge Abriss, Zusammenlegung oder Umnutzung gegenüber. Laut GEWOS werden in Bremen-Stadt (ohne Nord) bis 2020 rund 15.000 neue Wohnungen (durchschnittlich 1.150 pro Jahr) benötigt.

In Bremen-Nord ist dieser Trend genau gegenläufig: Hier rechnet GEWOS bis 2020 mit einem Bevölkerungsrückgang um ca. 5% auf ca. 91.500 Einwohner. Trotz des anhaltenden Trends zu kleinen Haushalten wird in Bremen-Nord auch die Zahl der Haushalte auf etwa 40.000 bis 45.000 (je nach konkreter Bevölkerungsentwicklung) zurückgehen. Daraus ergibt sich bis 2020 ein Angebotsüberhang von 1.900 Wohneinheiten.

Laut Haushaltsbefragung durch GEWOS Haushaltsbefragung sind in Zukunft weniger freistehende Eigenheime gefragt, sondern zunehmend alternative Wohnformen in zentral gelegenen Mehrfamilienhäusern. Das klassische Einfamilienhaus ist nur noch bei ausgewogenem Preisleistungsverhältnis zu vermarkten.

Angebot und Nachfrage

In Bremen gibt es laut GEWOS rund 200 Projektflächen für etwa 11.800 Wohneinheiten und 2.900 Baulücken für etwa 8.000 weitere Wohneinheiten. Die meisten dieser Flächen entsprechen nicht der Nachfrage, weil sie zu dezentral liegen und nur über mäßige Infrastrukturausstattung verfügen. Besonders stark ist die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage in Mitte, der Östlichen Vorstadt, Findorff, Schwachausen und Horn-Lehe. In Bremen-Nord gibt es dagegen ein Flächenüberangebot. Hier empfiehlt GEWOS eine behutsame Entwicklung und die Konzentration auf individuelle, zielgruppenorientierte Wohnbauprojekte.

Empfehlungen

Die Gutachter empfehlen vor diesem Hintergrund

  • Entwicklung von Neubauflächen und Baulücken rund um die Innenstadt und entlang der Weser zu entwickeln (vorrangig für Geschosswohnungen)
  • Konzentration des (erschwinglichen) Eigenheimbaus im Nordosten
  • Entwicklung von Konversionsflächen und Baulücken sowie Flächenumnutzung (Kleingartenanlagen, Sportplätze) in nachgefragten innenstadtnahen Stadtteilen
  • Aufstellung eines Flächenbereitstellungsplans zur zeitnahen Bereitstellung geeigneter Flächen
  • Initiativen des Senats zur Vermeidung sozialer Segregation möglichst preiswerte Abgabe von Flächen, Gewährung finanzieller Hilfen usw.).
  • Einrichtung eines „Runden Tisches Wohnen“
  • Gründung einer Serviceagentur für Bauinteressierte zur verbesserten Information und zum Abbau von Schwellenängsten
  • Frühzeitige Bürgerbeteiligung
  • Ausbau des Baulückenprogramms in Form aktivierender, direkter Ansprache von Eigentümern

Anforderung an die bremische Politik

Im Grundsatz rennt das GEWOS-Gutachten bei der SPD offene Türen ein: Die SPD und der Senat betreiben eine Wohnungsbaupolitik, die unsere Bürgerinnen und Bürger in der Stadt hält bzw. Neubürger motiviert, hier zu wohnen, sei es als Mieter oder Eigentümer.

Dazu haben sich SPD und Grüne bereits in der Koalitionsvereinbarung bekannt. Das Baulückenprogramm wird fortgeführt, barrierefreies und generationengerechtes Bauen wird gefördert und kommt so der demografischen Entwicklung entgegen. Gemeinschaftliche Wohnprojekte (Bauherrengemeinschaften, Mehr-Generationen-Projekte, selbst organisierte Projekte zur Verbindung von Arbeit und Wohnen usw.) werden unterstützt.

Die SPD sieht in dem GEWOS-Gutachten eine Bestätigung ihres Kurses, Bauland behutsam auszuweisen und zu entwickeln, anstatt Flächenfraß zu betreiben. Besonderes Augenmaß ist gerade bei der Flächenumnutzung geboten: Bestimmte Kleingartengebiete und Sportplätze mögen sich auf den ersten Blick für Wohnungsbau eignen, doch sind hier ein behutsamer Umgang und frühzeitige Bürgerbeteiligung und ggf. die Schaffung von Ausgleich im jeweiligen Quartier erforderlich, um das bestehende Gefüge zu erhalten.

Ein wichtiger Anspruch unserer Politik im Leitbildprozess ist es, den Abstand zwischen den zehn ärmsten und den zehn reichsten Stadtteilen Bremens zu verringern. Dazu kann rot-grün auf jeden Fall mit gezielter Förderung von Eigentumsbildung im unteren und mittleren Preissegment beitragen. Da sind wir gefordert. Die Innenentwicklung und Nachverdichtung bestehender Wohnquartiere hat Vorrang vor der Entwicklung in den Außenbereichen. Stephani-Quartier, Stadtwerder, Überseestadt, Projekte an der Weserachse und auf frei werdenden Flächen des Klinikums Mitte sind gute Beispiele für diese Politik, zeigen aber auch, wie wichtig ist es, die bestehenden Strukturen und die Befindlichkeiten der Anwohnerinnen und Anwohner ernst zu nehmen und die Menschen frühzeitig in diesen Bauprojekten zu beteiligen.