Stadt- und Hotelführer für mobilitätsbehinderte Touristinnen und Touristen

Barrierefreier Tourismus in Bremen

Rede zu dem Antrag Stadt- und Hotelführer für mobilitätsbehinderte Touristinnen und Touristen.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir legen Ihnen heute einen Antrag vor, der etwas Selbstverständliches fordert, nämlich die bessere Teilhabe mobilitätsbehinderter Menschen an Bremen.

Jedes Jahr kommen viele Besucherinnen und Besucher in unsere Stadt, und das ist auch gut so. Durch den wachsenden Anteil älterer Menschen wird die Größe der Gruppe mobilitätsbehinderter Menschen weiter zunehmen. Aus Kostengründen wurden Gebäude und Verkehrsanlagen in der Vergangenheit für aktive, gesunde, erwachsene Menschen gebaut; an ältere Menschen, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen wurde und wird teilweise nicht gedacht. Die Unzugänglichkeit von Einrichtungen führt aber dazu, dass die Mobilität von solchen Personengruppen eingeschränkt wird. In Bremen gibt es dazu einige abschreckende Beispiele, wir alle kennen sie: Rampen, die nach heutigen Richtlinien nicht mehr gebaut werden dürften oder, auch ein beliebtes Thema zum Beispiel in der Baudeputation, ÖPNV-Haltestellen in Hochlage.

Ein Stadtführer, so wie wir uns das vorstellen, soll eben diese Situation verbessern helfen. Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sollen die Informationen im Vorfeld bekommen, die sie benötigen, um eine Reise zu planen, sei es, dass sie nach Bremen kommen oder dass sie sich in Bremen selbst bewegen. In vielen Städten sind dazu schon große Anstrengungen unternommen worden, um entsprechend solche Daten zu sammeln.

Es gibt in vielen Städten Auskunftssysteme per Telefon, wo man sich erkundigen kann, wie man von A nach B kommt, welche Schwierigkeiten man auf dem Weg hat und wie einem damit geholfen werden kann. Ein solches System hat natürlich den Vorteil, dass es die Tagesaktualität hat im Gegensatz zu gedruckten Werken.

Der Begriff Informationsgesellschaft prägt uns. Informationen über solche Barrieren sind gut; eine Treppe allerdings, die nicht überwunden werden kann, ist Realität. Eine Übersicht über solche Hindernisse ist für eine erfolgreiche Planung einer Reise unerlässlich. Andere Städte sind hier schon sehr viel weiter als Bremen. Es gibt in verschiedenen Städten verschiedene Formen von solchen Systemen, wie wir sie uns vorstellen. Es gibt die Möglichkeit, Filme anzuschauen über Schwierigkeiten, die im Straßenraum vorhanden sind, sich so genannte MP3-Dateien herunterzuladen, in denen so etwas erklärt wird, sodass man das mitnehmen kann, zum Beispiel in einem Walkman. Wie gesagt, in Bremen gibt es an dieser Stelle noch nichts.

Es gibt zum Beispiel ein Projekt, das itour heißt und das man aus Museen kennt: Man kann entsprechende Systeme bei der Touristen-Information oder im Hotel ausleihen, und bei dem Stadtrundgang bekommt man Hilfestellungen über den Kopfhörer. Solche Systeme oder Beschreibungen gibt es für Städte wie Augsburg, Bamberg, Basel oder auch die „Weltstadt“ Buxtehude, um nur einige zu nennen. Was Buxtehude kann, das sollten wir als Bremen auch können!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der LINKEN)

Nichts gegen Buxtehude! Sind Sie betroffen? Ein weiterer Mangel, der uns aufgefallen ist: Wenn Sie ein Hotel buchen möchten über www.bremen-tourismus.de, also im Internet, haben Sie nicht die Möglichkeit, dort ein Hotel auszuwählen, das zum Beispiel rollstuhlgeeignet ist. Das ist schade! Wenn ich mir die Buchungsmaske anschaue, kann ich auswählen, dass ich gern einen Hund mitnehmen oder – für mich sehr wichtig – mein Fahrrad unterstellen möchte, oder ich möchte ein Zimmer mit W-LAN haben. Was es hier in Bremen aber nicht gibt, ist zumindest die Möglichkeit zu sagen, ich benötige eine Unterkunft, die rollstuhlgeeignet ist. Es gibt zwar eine Datei, die man sich herunterladen kann, aber ich kann es nicht online machen. Das ist ein bisschen schade.

Ein weiteres spannendes Thema ist die elektronische Navigation. Wir kennen das aus dem Pkw, da ist das heutzutage Standard, dass ich mein TOMTOM-System habe. So etwas gibt es in Ansätzen auch schon für Fußgänger oder für sehbehinderte Menschen. Es gibt verschiedene Programme an dieser Stelle, es gibt auch EU-Programme, es wäre schön, wenn wir als Bremen dort auch etwas machen können. Wir sehen an dieser Stelle: Bremen kann noch besser werden, Bremen muss noch besser werden, denn das ist schließlich auch ein Werbefaktor für unsere Stadt. Stichwort Bremen als Tourismusstadt!

Wir haben auch in den Antrag geschrieben: Im nächsten Jahr haben wir ein Großereignis, wir haben den Kirchentag. Viele Tausend Menschen werden in unsere Stadt kommen. Es wäre wunderschön, wenn wir zu diesem Termin schon erste Ergebnisse hätten. Es gab einmal ein Programm „Bremen baut Barrieren ab“, das sollte auch für den Tourismus gelten an dieser Stelle! – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)